Der Karneval in Rio de Janeiro und Österreich

Was hat der Karneval in Rio de Janeiro mit Österreich zu tun?

Der Karneval ist das größte Volksfest Brasiliens. Mehr als nur ein gewaltiges Spektakel, ist er stark in unserer Kultur verankert und hat Einfluss auf das Leben aller Brasilianer.
Zugegeben: Ich war nie ein Karneval-Fan. Meiner Meinung nach hat er nur Chaos mit sich mitgebracht: unzählige Unfälle, Staus, Gewalt… „Das Jahr fängt in Brasilien immer nur noch nach dem Karneval an“, glauben viele.
Ich musste ins Ausland ziehen, um die Schönheit darin zu erkennen.

Was ist Karneval?

Viele wissen es nicht, aber der Karneval in Brasilien hat viele Facetten. Eine davon ist bestens aus dem Fernsehen bekannt: fast splitternackte Männer und Frauen – die Körper mit viel Glitzer und Federn geschmückt – tanzen und singen einige Tage lang zusammen und das war’s. Aber wusstest du, dass der Karnevalsumzug eigentlich ein Wettbewerb zwischen riesigen Sambaschulen ist?

Karneval ist ein Wettbewerb

Die Sambaschulen sind im Grunde wie Vereine, die das ganze Jahr hart arbeiten, um diesen Wettstreit zu gewinnen. Der Wettbewerb dauert zwei Tage und jede Schule hat rund 80 Minuten Zeit, um das gesamte Sambodrom zu tanzen – von Anfang bis zum Ende.
Beim Umzug treten dann etwa 2000 Personen pro Schule an! Es gibt die Percussionisten, die auf den Trommeln spielen; das Paar, das die Schulfahne trägt; den Sänger, usw. Jeder von ihnen wird bewertet. Auch Faktoren wie das Kostüm, das Lied und ob die Zeit eingehalten wurde, wird von der Jury ganz genau unter die Lupe genommen.
Am Ende werden die Punkte berechnet und es kann sehr knapp werden. Doch wie man merkt, steht ganz viel auf dem Spiel.

Kaiserliche Sambaschule – Imperatriz Leopoldinense

Nur wenige wissen, dass Brasilien einst von einer Habsburgerin regiert wurde. Leopoldina, die Tochter Kaiser Franz Joseph II, wurde mit Pedro II vermählt und lebte 9 Jahre in Rio de Janeiro, Brasilien. Sie hat nicht nur die Flagge Brasiliens gezeichnet (OMG!) – sie organisierte sogar die Krönungszeremonie von Pedro II und entwarf den Krönungsornat. Leopoldina war in Brasilien sehr beliebt, weil sie sich verstärkt um die Armen kümmerte. Also, wer hätte das gedacht? Brasilianer sind quasi „halbe Österreicher“!
Am 6. März 1959 wurde die Sambaschule Imperatriz Leopoldinense gegründet. Die Farben der Schule sind natürlich Gelb (Habsburg) und Grün (Bragança). Heute ist sie einer der berühmtesten Sambaschulen Brasiliens – und sie hat bereits achtmal den Karneval in Rio de Janeiro gewonnen.
Das Lied der Imperatriz Leopoldinense aus dem Jahr 1996 ist eine Hommage an die Kaiserin und kann hier nachgehört werden: https://www.youtube.com/watch?v=36Yp0zJdnyc

Kleine familiäre Umzüge – oder Marchinhas de Carnaval

Wer Karneval feiern möchte, den großen Umzug aber zu stressig oder turbulent empfindet, der sollte den Carnaval de Rua – also Straßenkarnevalumzüge – probieren. Ich persönlich kann dir den Karneval in Paraty, Rio de Janeiro, empfehlen. Kinder, ältere Leute, Arme, Reiche… alle ziehen durch die Häuser und tanzen durch die ehemalige Kaiserstadt.
Dabei werden nicht die Lieder der großen Sambaschulen gesungen, sondern die „Marchinhas de Carnaval“. Diese Lieder waren zwischen den 1920er und 1960er-Jahren sehr populär, haben danach allerdings an Bedeutung verloren, weil die großen Karnevalumzüge immer berühmter wurden. Heute erleben sie aber ein Comeback und jeder tanzt und singt gerne dazu. Wenn du Carmen Miranda kennst, dann weißt du, wovon ich spreche!
Natürlich war Cachaça auch immer ein Bestandteil des Karnevals. Und so gibt es auch „Marchinhas“ mit Cachaça! Ich möchte dich jetzt entführen. Gönne dir ein Glas Cachaça und klick hier, um diese Marchinha zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=ew8aDWSQfT8

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert