Der berühmte Name „Havana“ hat in Brasilien, nichts mit Kuba oder dem Sozialismus zu tun. Für Liebhaber von Cachaça steht das Wort „Havana“ für eine Legende, einen Mythos: Havana ist der Bauernhof, wo der berühmte Cachaça Anísio Santiago/Havana hergestellt wird.
1940 hat Anísio Santiago einen Bauernhof in Salinas – einer bekannten Cachaça-Region in Minas Gerais – gekauft. Das Stück Land hieß damals schon Havana wobei keiner weiß warum. Drei Jahr später hat Anísio angefangen, dort Cachaça zu brennen.
Die Produktion war von Anfang an sehr klein und daran hat sich kaum etwas geändert. Heutzutage werden jährlich nur zwischen 9.000L und 12.000L gebrannt. Das bedeutet, dass die Nachfrage viel größer als das Angebot ist, was den Cachaça sehr teuer macht..
Anísio Santiago/Havana hat eine strohgelbe Farbe und am Gaumen präsentiert er sich überraschend blumig und cremig. Die Verkostungsnoten sind Veilchen, Lavendel, Vanille, Zimt und Anis. Der Abgang ist lang und sehr komplex, gefolgt vom Orangenblüten und auch ein bisschen pikant. Man spürt den Alkoholgehalt von 47% Vol. kaum. Kein Wunder: der Cachaça wird 12 Jahre in Balsamo-Fässern gelagert.
Sehr kurios:
Der Cachaça hieß zwischen 2001 und 2005 wegen eines Rechtsstreits nur Anísio Santiago: die Spirituosenkonzern Pernot Ricard wollte nicht, dass der Cachaça unter dem Namen Havana verkauft wird, um eine Verwechslung mit dem Rum Havana Club zu vermeiden.
Später hat sich die Regierung des Bundesstaat Minas Gerais eingeschaltet und der Cachaça durfte wieder Havana genannt werden wie früher. Leider hat Anísio Santiago selbst das nicht mehr erlebt weil er 2002 starb.
Wie man es sieht, Cachaça Anísio Santiago und Havana sind das gleiche Produkt. Die unterschiedlichen Namen sind auf die Ereignisse in der Vergangenheit zurückzuführen. „Wer eine Flasche Havana kauft, kauft einen Mythos“, sagt der Sohn Roberto Carlos Morais Santiago.
Anísio Santiago/Havana wird seit 2006 als Immaterielles Kulturerbe von Salinas, Minas Gerais anerkannt.